Zum ersten Mal seit der Gründung nahm der Zuchtverband ProRind als größter Zuchtverband Bayerns gemeinsam mit Holstein- und Brown Swiss-Tieren an der German Dairy Show teil. Diese ist der Nachfolger der früheren DHV-Schau, also der deutschen Nationalschau, an der neben Kühen aus dem ganzen Bundesgebiet traditionell auch Kollektionen aus Österreich und Luxemburg teilnehmen. Nach der Premiere mit allen etablierten Milchviehrassen 2019 in Oldenburg und dem coronabedingten Ausfall im Jahr 2021 stand nun die zweite Auflage dieser Schau auf dem Programm. Als Veranstalter fungiert der Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS), der alle Mitgliedsorganisationen vom 7. bis 10. Juni ins hessische Alsfeld eingeladen hatte. Speziell für die süddeutschen Verbände stellte der deutlich zentralere Standort eine enorme Erleichterung dar. Dies wurde an einem sehr viel größeren Besucheraufkommen im Vergleich zur letzten Auflage unverkennbar honoriert.
Jungzüchter starten
Nach der erfolgreichen Ankunft von 18 Jungkühen und Kühen sowie einem Jungrind am Mittwoch begann das Programm am Donnerstag. Den Anfang des Schauwochenendes machten am Freitag die Jungzüchter mit dem Clipping-, Vorführ- und Typtierwettbewerb. Aus dem ProRind-Gebiet bzw. für den Landesverband bayerischer Jungzüchter e.V. (LBJ) nahm Yvonne Schmid aus Jengen teil. Gegen die bundesweite Spitze der Szene konnte sie sich im Clippingwettbewerb einen hervorragenden sechsten Platz ergattern – herzlichen Glückwunsch!
Holstein: Erfolg für die Geschichtsbücher
Am Abend stand dann der Richtwettbewerb der Jungkühe auf dem Programm. Im Holsteinsektor traten insgesamt 40 Jungkühe in vier Schwarzbunt- und zwei Rotbuntklassen gegeneinander an. Aus dem ProRind-Gebiet stellte sich in der hochrangig besetzten Klasse 3 die Roland-Tochter Rolanda von Stefan Gumpold aus Ainring der starken Konkurrenz aus den Hochburgen der norddeutschen und österreichischen Holsteinzucht. Rolanda ist keine Unbekannte im Schauring, als amtierende Jungkuhsiegerin der ProRind-Verbandsschau im März dieses Jahres ist sie Kennern der Szene bereits ein Begriff. Preisrichter Thomas Hannen ließ sich mit seiner Entscheidung lange Zeit, die Freude war dann umso größer, als er Rolanda als Klassensiegerin mit dem 1a- Preis auszeichnete – der größte Erfolg für eine bayerische Holsteinkuh in der langen Geschichte von Bundesschauen in Deutschland!!!! Doch dabei sollte es nicht bleiben: Bei der Entscheidung um den Sieger- und Reservesiegertitel der Jungkühe stand Rolanda erneut im Blickpunkt des Preisrichters. Sensationellerweise zeichnete Thomas Hannen Rolanda dabei sogar mit dem Reservesiegertitel der Jungkühe aus. Sie musste sich lediglich Loh Milana von Loh-An Holsteins aus Emsbüren/Masterrind geschlagen geben, die auf allerhöchstem Niveau in Nuancen Vorzüge erhielt. Herzlichen Glückwunsch an die Zuchtstätte Gumpold für diesen überragenden, nie dagewesenen Erfolg!
Brown Swiss: ProRind untermauert führende Position
Im ProRind-Aufgebot der Rasse Brown Swiss standen insgesamt 13 Tiere zwischen einer und sieben Abkalbungen. Im Gegensatz zu allen anderen teilnehmenden Rassen wurde bei Brown Swiss als zusätzliches Teilnahmekriterium angefügt, dass die Tiere einen deutschen oder österreichischen Vater haben müssen. Dies löste im Vorfeld und während der Schau in allen deutschen Zuchtgebieten große Diskussionen aus und führte dazu, dass viele motivierte Züchter mit ihren Tieren nicht an der Schau teilnehmen konnten. Vor Ort waren insgesamt 28 Brown Swiss-Kühe, die in fünf Klassen gegeneinander antraten. ProRind untermauerte die führende Position innerhalb der Rasse Brown Swiss und drückte dem Wettbewerb mit dem Gewinn von 3 der 5 Gruppen einen deutlichen Stempel auf. Den Beginn des Erfolges machte in der allerersten Gruppe die Vassido-Tochter Azido von der Jehle GbR aus Altenstadt. Sie konnte mit ihrem kapitalen Rahmen alle anderen Jungkühe dieser Gruppe in die Schranken weisen und sich später auch den Reservesiegertitel der Jungkühe sichern. In der zweiten Gruppe musste sich die Piano-Tochter Sunshine von Familie Müller aus Oberostendorf nur knapp geschlagen geben und belegte einen ebenfalls hervorragenden 1b-Rang. Erfolgreich ging es auch am Samstag, dem finalen Schautag, weiter, denn bei den Kühen ab drei Abkalbungen gingen alle Top-Platzierungen nach Bayern. Den Anfang hierbei machte die Hidalgo-Tochter Opera von Richard Schindele aus Unterthingau, die sich aufgrund ihres hervorragenden Euters und Rahmens und ihres fehlerfreien Fundaments klar durchsetzen konnte. Auch auf dem zweiten Platz reihte sich eine Kuh mit „DE 09“ ein. Hierbei handelte es sich um die Vinbab-Tochter Susen aus der Zucht von Stephan Ostheimer aus Petersthal, die noch vor der ProRind-Fusion über die AHG-Auktion in Kempten an die Familie Kramer aus Erolzheim wechselte. Die letzte Brown Swiss-Klasse mit den ältesten Kühen sicherte sich eine Doppelspitze aus dem ProRind-Gebiet. Gewinnerin der Klasse wurde die sechskalbige GS Himalaya-Tochter von Martin Schlecker aus Osterberg, die sich mit enormer Stärke und Breite in Brust und Becken sowie einem hoch und fest aufgehängten Euter gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte. Auf dem 1b-Platz rangierte mit der Puck-Tochter Leonie von Klaus Finkel aus Ofterschwang eine sehr feinzellige, jugendlich wirkende Kuh, die speziell mit ihrem hervorragenden Euter alle Blicke auf sich ziehen konnte.
Gelungene Premiere für Alsfeld
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Veranstaltung am Standort Alsfeld absolut gelungen ist. Für die langwierige und schwierige Organisation ist für den BRS und dessen Mitarbeitern großes Lob und Anerkennung aufzubringen. Für den Erfolg seitens ProRind ist zum einen dem Betreuungsteam vor Ort, welches ausschließlich aus jungen, hochmotivierten Jungzüchtern (durchschnittlich 21 Jahre alt), für die es größtenteils die erste Veranstaltung dieser Art war, zu danken. Zum anderen gilt allen Besitzern der Ausstellungstiere ein großer Dank für die Vorbereitung und Bereitstellung der Tiere sowie herzliche Gratulation zu den Erfolgen ihrer Zuchtarbeit.
Alexander Kuppel & Maximilian Messner (ProRind)